Skandal: WM-Spiele in Holland
Trauer in Dortmund, Jubel in Amsterdam. Dortmund zieht im Rasenstreit mit der Fifa den Kürzeren. Neuer Austragungsort für die WM-Spiele: Amsterdam!
Im Schatten der Windmühlen statt der Fördertürme
Ob das der deutsche Fußball-Fan aushält? Nach der Meldung am letzten Wochenende über holländischen Rasen in deutschen WM-Spielstätten platzte bei einer Pressekonferenz in Amsterdam die Bombe: Die Begegnungen, die ursprünglich im Dortmunder Westfalenstadion stattfinden sollten, werden nun in der Amsterdam Arena ausgetragen. Grund ist der anhaltend schlechte Zustand des Rasens im Westfalenstadion. Einzige Ausnahme: Für das zweite deutsche Gruppenspiel weicht die Elf von Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach Hamburg aus.
Holländische Spiele annulliert
Durch die Entscheidung erhalten die Niederlande den Status eines
Mitveranstalters. Die "Oranjes" sind somit automatisch für die Titelkämpfe
qualifiziert. Bondscoach Marco van Basten zeigte sich in einer ersten
Stellungnahme überrascht von der Entwicklung. "Davon habe ich nichts gewusst.
Aber wir hätten uns auch so für die WM qualifiziert." Erst vorgestern hatten die
Niederlande 2:0 gegen Armenien gewonnen und damit die Tabellenführung in der
Europa-Qualifikationsgruppe 1 ausgebaut. Die Holländischen Spiele werden nun
annulliert.
Schuld ist der Rasen
Der Präsident des Fußball-Weltverbandes Sepp Blatter erläuterte die Gründe für
die Entscheidung für die niederländische Metropole: "Wir haben hier in Amsterdam
eine hochmoderne Arena, die alle von der Fifa geforderten Kriterien zu 100
Prozent erfüllt." Blatter bedauerte die Entwicklung, doch machte er
unmissverständlich klar: "Den immer wiederkehrenden katastrophalen Rasenzustand
in Dortmund konnten wir nicht länger akzeptieren." Mehrmals habe die Fifa die
deutschen Organisatoren gewarnt. Doch beim DFB habe man darauf nicht reagiert.
"Deshalb haben wir handeln müssen", meinte Blatter.
Deutsche Alternativen nicht berücksichtigt
Auf großes Unverständnis stieß die Entscheidung bei den Verantwortlichen in
Düsseldorf, Mönchengladbach und Bremen. Die drei Städte waren bei der Vergabe
der Spielorte nicht berücksichtigt worden. Von einer "Riesensauerei" sprach der
nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück und kündigte an: "Ich
werde für die neuen Stadien in Düsseldorf und Mönchengladbach kämpfen." Auch
sein Kontrahent im Landtagswahlkampf stieß ins gleiche Horn. "Ich werde alles
dafür tun, dass die Spiele zurück in unser Bundesland kommen", erklärte
Oppositionsführer Jürgen Rüttgers.
Möglichst große Kapazität
Doch Blatter will sich in die Entscheidung der Fifa nicht reinreden lassen. Der
Borussen-Park sei für internationale Spiele "gerade so" an der Mindestkapazität.
"Und wir wollen doch möglichst vielen Zuschauern den Zutritt zu den Spielen
ermöglichen." Gegen die LTU Arena spreche, dass nach der Nichtberücksichtigung
als WM-Spielstätte die VIP-Bereiche deutlich kleiner gebaut wurden. "Wir haben
vertragliche Verpflichtungen, die wir einhalten müssen", musste auch
Organisationschef Franz Beckenbauer eingestehen.
Deutsche Fans müssen nicht nach Amsterdam
In einem Punkt konnte der Kaiser Entwarnung geben. Das zweite deutsche
Vorrundenspiel am 14. Juni 2006 hätte in Dortmund stattfinden sollen, wird aber
nun nach Hamburg verlegt "Wir sind ja nicht blöd", erklärte Beckenbauer. "50.000
deutsche Fans in Amsterdam, das wäre nie und nimmer gut gegangen." Die
Niederländer bekommen dafür das andere Spiel am zweiten Vorrundenspieltag der
Gruppe A.
Letzter Coup von Mayer-Vorfelder
Hinter den Kulissen wird noch ein anderer Grund für den Zuschlag für Amsterdam
genannt. Gerhard Mayer-Vorfelder habe so die Stimmen der Holländer für einen
Uefa-Präsidenten Beckenbauer gesichert. Der Fußball-Verband unserer Nachbarn war
bisher einer der größten Unterstützer von Michel Platini. Vielleicht machte der
Kaiser deshalb in Amsterdam eine so gute Miene zum bösen Spiel.